Dank IQ Wiedereinstieg als Lehrerin

07.01.2019 CJD Ludwigshafen-Speyer « zur Übersicht

"Ich hätte nicht gedacht, dass ich wieder als Lehrerin arbeiten werd!"

Als Inessa Pilipenko im Juni 2016 mit ihrer Tochter aus Russland nach Deutschland kam, war der Neuanfang alles andere als leicht: Wohnungssuche, Arbeitssuche, Termine beim Jobcenter – alles musste organisiert werden. Ihr Weg führte dann von Baden-Württemberg nach Rheinland-Pfalz, genauer gesagt nach Worms, wo sie schließlich mit Hilfe von Bekannten eine Wohnung fand.

„In Russland hatte ich nach meinem Germanistikstudium an der Staatlichen Pädagogischen Universität in Barnaul 15 Jahre lang als Deutschlehrerin gearbeitet. Ich unterrichtete in einer kleinen Schule die Klassen 2 bis 11. Der Lehrerberuf war schon immer mein Traum.“

In Deutschland rechnete Frau Pilipenko damit, diesen Traum aufgeben zu müssen. „Hauptsache ich finde eine Arbeit“, dachte sie, „und sei es als Reinigungskraft oder Verkäuferin.“ Dann kam sie von einem Vorstellungsgespräch für einen Nebenjob. Sie galt für die ausgeschriebene Tätigkeit jedoch als ungelernt und hätte sich dafür qualifizieren müssen. „Ich erinnere mich noch genau, dass ich plötzlich dachte: Wieso mache ich denn dann nicht gleich eine Fortbildung in meinem gelernten Beruf?“ Das Jobcenter Worms gab ihr eine Adressliste mit Institutionen, die bei der beruflichen Orientierung unterstützen. Dabei stieß Frau Pilipenko auf die IQ Qualifizierung Ludwigshafen, angesiedelt beim CJD Ludwigshafen.

Nach ersten Beratungsgesprächen bei den CJD-Mitarbeiterinnen Ela Wolny und Simone Mahgoub wurde Frau Pilipenko in die sprachliche Qualifizierung für pädagogische und akademische Berufe aufgenommen. Dort konnte sie sich in einer Gruppe mit anderen Menschen in ähnlicher Lebenssituation auf die Prüfung Telc Deutsch C1 vorbereiten. Mit ihr zusammen lernten viele Pädagoginnen und Pädagogen, die genau wie sie für ihre jeweilige Tätigkeit allgemeine und berufsbezogene Deutschkenntnisse auf dem weit fortgeschrittenen C1-Niveau (mühelose und weitgehend korrekte Sprachverwendung) benötigten. Im Anschluss an die souverän bestandene Prüfung hatte sie die Gelegenheit, in weiteren Sprachkursen zu hospitieren und die Zulassung als Lehrkraft für Integrationskurse des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zu beantragen.

Neben der Prüfungsvorbereitung zu C1 waren ihr auch die Gespräche mit den erfahrenen Lehrkräften im CJD eine große Hilfe. Simone Mahgoub bot ein zusätzliches Coaching an, in dem Inessa Pilipenko die Gelegenheit hatte, die eigenen Deutschlehrmethoden mit dem Unterricht Deutsch als Zweitsprache in Deutschland zu vergleichen. Die Arbeitsbedingungen der selbstständigen Dozentinnen wurden dabei nicht ausgespart. Immer wieder stand die Frage im Raum, ob nicht auch der Schuldienst oder der Unterricht in Integrationsklassen eine mögliche Perspektive böten. Doch kaum war die IQ Qualifizierung beendet, ergab sich die Gelegenheit, im CJD Ludwigshafen in einem Projekt für Geflüchtete zu unterrichten. Der Einstieg ins Berufsleben auf dem Niveau der mitgebrachten Qualifikationen war getan. Nach erfolgreicher BAMF-Zulassung fand Frau Pilipenko eine Stelle als Lehrkraft für Deutsch als Zweitsprache im CJD Worms, wo sie Integrationssprachkurse betreut. „Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ich wieder als Lehrerin arbeiten werde. Ohne die Unterstützung durch das Förderprogramm IQ und die CJD-Mitarbeiterinnen wäre das so schnell nicht möglich gewesen“, resümiert Frau Pilipenko.

An ihrer neuen Tätigkeit mag Frau Pilipenko die Vielfalt in den Kursen und den regen Austausch mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus aller Welt. Sie lächelt: „In einem Jahr hat sich mein Leben komplett gewandelt.“ Doch das Arbeiten auf freiberuflicher Basis bleibt eine Herausforderung. Zum jetzigen Zeitpunkt hat sie noch nicht entschieden, ob sie auch die Prüfung C2, deren Bestehen ein annähernd muttersprachliches Niveau attestiert, ablegen wird und sich doch noch in Richtung Schule orientiert.